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Online-ZeitungAttentat in Toulouse |
21.03.2012 |
Präsident Sarkozy hat für die Region Midi-Pyrénées und einige daran angrenzenden Départements die höchste Alarm-Stufe des Anti-Terror-Szenarios "Vigipirate" ausgerufen. Schwerbewaffnete Exekutivbeamte aus allen möglichen Polizei-Einrichtungen (Hubschrauberbesatzungen, Fallschirmjäger, Spezialeinheiten, Sokos, Profiler,...) sind im Einsatz und patrouillieren durch die Strassen der vornehmlich jüdischen und muslimischen Viertel. Dort schützen sie im Speziellen Synagogen, Moscheen und andere Einrichtungen. Auch die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen in Richtung Terrorismus-Verdacht aufgenommen. Die Armee hat alle Kasernen in Alarmbereitschaft versetzt und schreibt für den Ausgang der Soldaten zivile Bekleidung vor, da die beiden Opfer 2 und 3 in Uniform vor einem Geldautomaten getötet wurden. Für jüdische Einrichtungen bestehen in Frankreich seit 2005 verstärkte Sicherheitsbestimmungen. Immer wieder kam es zu Übergriffen an Rabbinern, 2001 und 2003 wurden drei Brandanschläge auf jüdische Schulen in Paris und Marseille verübt. Das bislang grösste Attentat aber gab es 1982 auf ein Restaurant im Pariser Stadtteil Marais - sechs Menschen wurden dabei getötet. Aus dem israelischen Aussenministerium wurde verlautbart, dass man geschockt sei - aber den französischen Behörden bei der Aufklärung der Tat vertraue. Ob bereits Mossad-Agenten auf den Fall angesetzt wurden, ist nicht bekannt. Auch die US-amerikanische Stadt New York hat kurz nach den tragischen Vorkommnissen die Sicherheitsvorkehrungen bei 40 jüdischen Einrichtungen verstärkt. 1,4 Millionen Juden leben im Big Apple. Der als "Scooter-Killer" bezeichnete Mann gilt derzeit als meistgesuchter Verbrecher Frankreichs. Er trägt einen Motorradhelm mit dunkel getöntem Visier. Eine Augenzeugin beschreibt ihn mit einer Narbe oder Tätowierung auf der linken Wange. |
Diese Angaben werden allerdings von den Ermittlern nicht bestätigt. Bekannt hingegen ist, dass es sich um einen exzellenten und eiskalten Schützen handeln muss. Nach Angaben der Tageszeitung "Le Point" stehen drei ehemalige Mitglieder des 17. Fallschirmjägerregiments aus Montauban im Verdacht. Sie wurden nach ihrem Dienst in Afghanistan aufgrund fremdenfeindlicher und antisemitischer Umtriebe aus der Armee entlassen. Andere Ermittlungen zielen in Richtung islamistischer Extremisten. So berichtet der Fernsehsender BFM TV, dass auch zwei Mitglieder der Gruppierung Forsane Alizza ins Visier der Fahnder gekommen seien! Zu einem Schusswechsel kam es ausserdem in den frühen Morgenstunden des Mittwochs. In einem Haus im Viertel La Croix-Daurade hat sich ein angebliches Mitglied der Al-Kaida verschanzt. Inwieweit diese Anschläge mit dem letzten Rechtsruck in Sarkozy's Wahlkampf in Verbindung zu bringen sind, wird sich zeigen. Zu den betroffenen Eltern meinte er: "Das sind nicht nur eure Kinder, das sind auch unsere Kinder!" Der Wahlkampf selbst wurde für drei Tage unterbrochen. Noch am Montagabend nahmen der Präsident, sein Herausforderer Francois Hollande sowie zahlreiche andere Politiker an einem Gottesdienst in der Nazareth-Synagoge in Paris teil. Im ganzen Land gingen die Menschen aller Glaubensrichtungen auf die Strassen um ihr Mitgefühl in Form von Trauermärschen zu bekunden. Am gestrigen Dienstag wurde um 11.00 Uhr an allen Schulen und Ämtern, sowie auf öffentlichen Plätzen des Landes eine Schweigeminute abgehalten. Die Opfer des Attentats bei der jüdischen Schule sollen in Jerusalem beigesetzt werden. In der Kaserne des 17. Regiments in Montauban wird heute im Beisein des Staatspräsidenten und dem Grossteil der Regierung eine Trauerfeier für die getöteten Soldaten abgehalten. (Ulrich Stock) |
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